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Donnerstag, 5. September 2013

Maui

Ich denke früher hat man sie Abdecker** genannt.
Rauhe Männer mit rauhen Sitten und einer rauhen Sprache. Sie nahmen das, was keine anderer mehr wollte, die Körper alter oder bereits toter Tiere.

Ich denke sie stanken nach altem Fett und Tot.
Seifensieder die aus den Gebeinen noch ihren Profit schlugen.

Meine Phantasie sagt sie lebten in Häusern mit kaputten Dächern und vollgelaufenen Kellern, hatten Ehefrauen, die ihnen in Grobschlächtigkeeit um nichts nachstanden und Kinder so dreckig, dass sie von den Hunden nur am aufrechten Gang zu unterscheiden waren und manchmal nicht mal das.

Wenn wir in Mathe nix kapierten, dann nannte uns unser Lehrer Herr Müller (sonst ein netter Mann!) jedenfalls Scherenschleifer und Abdecker oder er schrie uns an "Ihr Seifensieder" ... und tat offen kund er sei doch besser Maler und Tapezierer geworden, dann könne er am Abend wenigstens sehen, was er geschafft habe.

Es gibt wohl noch ein paar dieser rauhen Männer, vielleicht sogar in der Schweiz und Deutschland - ein paar wenige irgendwo im Nirgendwo.

Aus ihren verlausten Kindern jedoch sind feine Herren (und Damen) geworden. Die sich den Blick fürs Wesentliche erhalten haben. Den Blick dafür, wie man aus den Resten der Gesellschaft seinen Profit schlägt. Innendrin sind sie Abdecker geblieben, dreckig wie in ihrer Jugend und so rauh wie ihre Eltern.

Über meine Zeit in den USA habe ich Schönheit erlebt - fast jeden Tag, wobei Schönheit die Schönheit jeder Art meint: landschaftliche, menschliche, bauliche, kulturelle, oceanische, soziale, stätdische, rural, atmospherische, dörflich und kleinstädtische, meteorologische, pflanzliche, geologische, historische, animalische und welche auch noch immer ...

Nimm sie alle zusammen und Du hast Maui!

Das Hotel "Maui Lu" in dem wir wohnen hält den Charme der grossen Zeit aufrecht, mit bescheidenen Mitteln dünkt mir.
Die Teppichböden haben Flecken, der Rasen ebenfalls, im Pool blättert das Hellblau ab, das Personal zeigt Zeichen der Demotivation, die Geländerpfosten der Balkone beginen zu modern, der Service ist von der Arroganz, die charakteristisch ist für den Glamor des Vergangenen.

Blütezeit ist die Zeit vor dem Niedergang, sie duftet süss und an ihrem Ende ein wenig faulig-süss und lockt mit dem Duft ihres Untergangs die Aasgeier an.

Noch sind die Abdecker und Seifensieder nicht aufmerksam geworden auf das Maui Lu, auf den leeren Strand vor der Haustüre, die Zimmer direkt am Meer, den morbiden Service.

Aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis sie kommen um zu kaufen, zu sanieren, platt zu machen, das Personal zu entlassen und ihre aalglatten, arschfreundlichen, gut geschulten Mitarbeiter aus Frisco, Las Vegas oder sonstwo einzufliegen. Ein neues, weisses durchgestaltete Etwas, das Geld abwirft und in USA "neue" Arbeitsplätze schafft. Mit Maui hat das alles aber gar nichts zu tun. Renovation nach Kolonialherrenart.

Der erste Geier hat immer noch den Charme des Anfangs, der Neugier und der Vorsicht.
Diesen Job hat "Maui Concierge" übernommen, dass wie eine fette Zecke neben der Reception sitzt und sich anbiedert um (vermutlich) überteuerte Inselaktivitäten zu verhökern.
Dafür offerieren sie ein Frühstück am ersten Morgen, als Lockpheromon, da das Hotel selber keines anbietet.
Dumm sind sie nicht die Abdecker und Aasgeier und ihre Brut, aber sie haben keine Herz.

Eigentlich sollte dies ein Artikel über sie Schönheit dieser Insel werden, was er übrigens auch ist wenn man genau liest. Jedoch ist das Geräusch des gierigen Geschnüffels und das entfernte Dröhnen der Planierraupen nicht zu überhören.

Heute bin ich zu Fuss vom Hotel zu meinem Lieblingsrestaurant Three`s * gelaufen.
Eine Stunde der Landstrasse nach in der prallen Sonne. Mir tränten trotz Sonnenbrille die Augen und ich bekam Kopfschmerzen.
Als ich endlich ankam und die 3 Stufen ins Restaurant hochgehe, kommt mir ein Typ mit Cowboyhut entgegen und sagt zu mir "hi man! Nice to see you!" und grinst mich breit und freundlich an.

Ich konnte gar nichts antworten, denn das war der gleiche Typ, der mir schon auf der Mesa Verde an der Bar begegnet war und im Hippieauto in der Wüste auf dem Weg nach Las Vegas.

Während ich noch da stehe und fassungslos bin, steigt er in einen roten Pickup, startet und fährt hupend und winkend an mir vorbei "order the Mai Tai" ruft er laut, lacht und dann ist er weg.
Unglaublich!!¨.. in diesem Riesenland 3x den Gleichen zu treffen ... ich meine ich bin fast sicher, es war immer der Gleiche ... aber wie gesagt meine Augen tränten und ich hatte rasende Kopfschmerzen.


Der Mai Tai hat die Kopfschmerzen weggeblasen ... ich liebe Maui.

* My best regards to Mary the waitress from me!
** Alle Berufsbezeichnungen sind als "Bild" zu verstehen, keiner von Ihnen schreibe ich die genannten Eigenschaften ernsthaft zu. Ich bin überzeugt davon, dass es sich in der Regel um rechtschaffende und seriöse Unternehmen mit freundlichen Menschen handelt.




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