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Samstag, 10. August 2013

Vom Grand Canyon nach Las Vegas

Las Vegas

Gestern habe ich von dem runtergekommen Indianer Motel geschrieben, von den Nutten und den Freiern.
Heute - für den doppelten Preis - hab ich mich in Las Vegas einquartiert.

Im "Erst besten Haus am Platze" wie ein alte Freundin von mir mit breitem Grinsen witzeln würde.
Das "Fiesta" - nicht grad im Zentrum von Las Vegas - macht einen auf SchickiMicki, aber das ist nur die Oberfläche.
Die Oberfläche ... sollte mein Artikel eigentlich heissen. Aber dies ist Las Vegas und so trägt er den Namen der Stadt.

Was mir als erstes auffällt, ist, dass es nicht möglich ist von Aussen in den Hotel-Casino-Zwitter hineinzuschauen. 6 pechschwarze Glastüren, in doppelter Reihe, kein Schimmer dringt nach draussen.

In der Schweiz würde ich denken: "ah ... niemand da, kein Licht, geh ich wieder"
Aber hier ... die Gründe bleiben - vorerst- im Dunkel, ist das anders.
Drinnen - der gleich Effekt - obwohl draussen die Sonne vom Himmel gleisst, bei 100°F ist drinnen nichts vom draussen wahrnehmbar.

Kühle Luft umschmeichelt mich, leichte Musik liegt in der Luft und das Piepen, Rattern und Zwitschern der Spielautomaten.

Am Ende der Spielhalle die Reception.
Brian tippt fleissig alles ein was ich ihm sage, will meinen Pass sehen und ist im Ganzen ein echt netter Typ.
Ich bekomme ein Zimmer im 4. Stock für $110,- bisschen teuer, aber mein vorher, mit mir selber ausgehandeltes, Limit lag bei $180,- also $70 gespart.
Das Zimmer liegt an einem Gang, der ganz auffällig an einen Gang im Spital erinnert.
4-108 isst genau gleich wie fastt alle amerikanischen Hotelzimmer, nur dass diese in 9 Etagen übereinander liegen und ich mein Auto nicht vor der Zimmertüre parken darf.

Der "Rote Baron" so hab ich ihn inwischen getauft, bleibt also draussen, er scharrt kurz mit den Reifen - ich klopfe ihm den Kotflügel und sage "is ja gut mein Alter, so ist das nun mal in Las Vegas" und verspreche ihm für den Morgen eine Gallone vom guten Regular Gas.

Rasieren, duschen umziehen - Foftain macht sich hübsch für den Abend - was nach der IndianerAbsteige einfach gut tut.

Unten dann im Casino, drehe ich mal ein Inforunde.
Eine gigantische Halle, aufgemacht im Stil von "The Flintstones" alles aus Plastik.
Die Serviermädels in kurzen ausgefransten Röckchen und die BarFrau mit Wilma-Perücke.
Die SteakBar mit Feuerschale und die Tischbeine PolymerDinoKnochen.

Das mag für den ersten Eindruck genügen!
Ist mir auch total egal, ich hab kein Naturwunder erwartet - davon erzähle ich dann im nächsten Artikel!!

Was mich umhaut sind die Gäste!

Vorauszuschicken ist noch, alles liegt, wie sich das für eine Steinzeithöhle gehört, in einem gewissen Halbdunkel.
An den Slotmaschines sitzen die Menschen und starren auf die Displays. Die Gesichter von deren Licht von schräg unten rot, gelb, grün oder blau beleuchtet.

"Wie Zombies" kommt mir sofort in den Sinn "...wie Halbtote, wie ... Morlocks" ja das ist es!
Erinnert ihr Euch noch an den Film "Die Zeitmaschine" aus den 50er Jahren? Diese grauenhaften, unterirdischen Wesen, die die Eloy wie Vieh hielten und dann auffrassen?

Deutlich ist mir ein Mann in Erinnerung, den ich unten im Casino sah: Vielleicht 60 Jahre alt, in so einem kleinen Elektrowägelchen, eine Mischung aus Scooter und Rollstuhl.
Aus seiner Nase hing ein Schlauch, der zu einer Flasche führte, die er in einem Extrawägelchen vor sich her schob. Vermutlich Sauerstoff!
Er war bleich und klein und dünn - wahrscheinlich sehr krank.
Soweit so gut ... oder so schlecht! Kaum zu ertragen war jedoch, zwischen seinen Lippen baumelte eine brennende Zigarette und in seinem Gesicht spiegelte sich Errnst und Entzücken über diese bunte Scheinwelt.

Nicht zu glauben! Ein mehr als erwachsener Mann, der sicher viel gelernt und gesehen hat, der vielleicht Kinder aufwachsen sah und das Sterben geliebter Menschen durchlebte, lässt sich in dieser PlastikWelt - selber dem Tot näher als dem Leben - in Entzücken versetzen.

Hier ist alles Fasssade! ... sogar das Essen.
Ich bestelle mir Enchilladas mit Hackfleisch gefüllt.

Was ich bekam war der Offenbarungseid jeder Kochkunst - jedes Kochen überhaupt.
Eine weichwachsähnliche Teighülle - absolut geschmacksneutral - barg einen Inhalt, der eher an billiges Hundefutter erinnerte als an Hackfleisch.
Alles zusammen erstickt unter einer Käsemasse, die den Namen nicht verdient.

Ich glaub das langt als Stütze für eine Imagination?!

Jedes essentielle Bedürfnis wird hier zur Nebensache: Essen, Luft, Trinken, Soziales!

Wass einzig im Vordergrund bleibt ist ein kindisches Spielen im Halbdunkel, eine ekelhafte Mischung aus Altersheim und Kindergarten.

Die Indianerabsteige gestern war ein wenig runtergekommen und schäbig und seltsam.
Aber ich konnte unter freiem Himmel kochen, niemand störte sich daran.
Die Mädels machten ihren Job - warum ist ausschliesslich ihre Sache. Ich fühlte mich nicht toll dort, aber es war ehrlich. Das ist mir hundert mal lieber als diese Verrsatzstückindustrie.
Wie sagt Clint Eastwood als Dirty Harry?!! "Ich bin zu alt für diese Scheisse!"
Du findest ich bin zu negativ? Vielleicht hast Du recht!
Lass sie spielen, der Alltag ist hart genug ... aber ich mag nicht mitspielen!

Ich mag den Himmel und die Bäume und die Berge und die Wüste ...
JA! die Wüste ... womit wir zum zweiten Artikel kommen !!

Grand Canyon, eine Yucca am Südpol und drei tanzende Teufel

Grand Canyon, die andere Seite immer etwas im Dunst, soweit ist sie entfernt

Obwohl ich zuerst am Grand Canyon war und danach durch die Wüste fuhr und erst dann LasVegas erreichte, sind die Artikel in umgekehrter Reihenfolge.

Der "Las Vegas Artikel" musste einfach raus - mehr ausgekotzt als geschrieben - das gebe ich zu!

Was soll ich über den Grand Canyon sagen?
Er verdient seinen Namen er ist "grant" sogar sehr "grant" die Schlucht der Schluchten, der Canyon der Canyons.

Schön ist er auch, an jeder Biegung eine neue Perspektive. Alles Speicherkarten dieser Welt reichen nicht aus um die Schönheit dieser Landschaft zu zeigen. Ja, das ist mein Ernst, pathetisch aber seriös!

Ich gab ihm ausgibig die Ehre und blieb lange dort, fuhr von ViewPoint zu ScenicView und photographierte und photographierte.

Irgendwann sass ich im Auto, schaute die Photos an und hatte das Gefühl sie sind irgendwie alle gleich - einige gute Photos - ohne Frage - aber sie erinnerten mich je öfte je mehr an den röhrenden Hirsch auf dem Wandteppich hinter Omas Sofa (wo ist eigentlich dieser Wanddteppich geblieben??)

Ich hörte auf und fuhr ab undd wusste ich komme nicht wieder. Kein "Ohhh" war mir enschlüpft, und eine alte Weisheit der Reisenden sagt: "Wenn Dich nichts hält, dann geh"

Dann, viele Meilen südwestlich, es wurde immer trockener und heisser, kurz nach der Stadt "Kingman" bog ich von der Interstate 40 (der geneigte Leser erinnert sich wohlwollend an sie, da sie uns lange auf der Route 66 begeleite!) auf den Highway 93 North ab - Richtung Las Vegas.

Damit hatte ich den Südpol meiner Reise erreicht, ab jetzt gehts nach Norden und Westen und erst am Pacific wieder südlich nach Frisco ... aber nie mehr so weit hinab!

Punktum! Die 93 North ... eine der schönsten Strassen die ich je gefahren bin.
An all die nicht wissen wo durchfahren in USA ... fahr die 93 von Kingsman nach Vegas!

Wüste mit Kakteen und ich sah meine erste Juccapalme in freier Wildbahn.

Die Berge im Licht der dahinter untergehenden Sonne stahlblau und jeder Horizont in der Ferne um einen Ton helleres Stahlbau als die davor liegende Bergkette.

In der Ebene drei grosse "Dustdevils" - Wirbelstürme im Kleinformat (immerhin 10-20m im Durchmesser) die ein Ballett auf der grossen Bühne tanzten.

Die Temperatur stieg auf 105° F was etwa 41°C sind. Ein paar Mal stieg ich zum photograpieren aus, die Luft war wie ein Körper, als wenn man in einen frisch gekochten Wal hineinrennt.
Ich liebe es! ... die Wüste ist glaub ich das was ich wirklich suche ... und zum Glück finde.

Es gibt so viel zu erzählen:
MachinegunShooting, Autobahnen mit Kreuzungen ohne Ampel, tote Wölfe im Strassengraben, Pferde am Strassenrand ohne Zaun die im gestreckten Gallopp die Autos begleiteten, ein Flugplatz der eher an die Zeiten vor 1940 erinnerte - nur eine Wellblechkuppel und ein Tower aus Holz, Hinweisschilder zur Area 51, Ufo-Atrappen an den Tankstellen und Trucker die sich zwischen ihre riesigen Maschinen hockten um Schatten zu finden für eine gemeinsamen Becker Kafi.

Als ich vorbei ging, nickte einer freundlich und rief: "good-  guy!"
Er hatte mich wohl an meinem Auto, mit dem Nummernschild aus Ohio, erkannt und sich erinnert, dass ich ihn in die Schlange gelassen hatte als über der rechte Spur "only right turn" stand.
Ich erinnerte mich auch an ihn, auf seiner Stossstange stand: "Dont follow me, I`m driving to hell"

An einem meiner Stops zum Photograpieren, ich weiss noch es war der Abzweiger nach "Temple Bar", kamen aus der Seitenstrasse zwei Pickups Richtung Highway. Ich wartete um sie nicht mit zu photographieren.
Die beiden hielten ca. 15 Meter vor mir an und aus der Beifahrertür des einen stieg eine Frau aus, schloss die Tür, verabschiedete sich durch das offene Fenster vom Fahrer und ging zum anderen Pickup und stieg ein.
Gealterte Hippies - alle miteinander! Fröhliche Leute - aus dem zweiten Pickup hörte ich sie lachen als sie abfuhren.
Der Pickup aus dem die Frau ausgestiegen war, fuhr langsam an mir vorbei. Der Mann am Steuer lächelte mich herzlich an und ... ich dachte ich traue meinen Augen nicht!  ... ist das doch der Kerl von der CampingplatzBar auf der Mesa Verde, der mit dem Rootbeer und der zu mir sagte "drive careful, man"
Er war schon vorbei, bevor ich reagieren konnte - und ganz sicher war ich auch nicht, die Sonne stand schon sehr tief und blendete ein bisschen.

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