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Donnerstag, 29. August 2013

Bilder im Kopf



San Francisco International Airport
Ein Grund diese Reise zu machen, auf diese Art, war, wie schon ab und zu erwähnt, die Bilder im Kopf zu zerstören.

Die Bilder berichtigen, mit einer Realität verbinden, das ist auch ein Weg, mag sein, sogar der Bessere.
Bilder haben die Macht über das eigene Denken und Tun zu bestimmen, die freie Wahl ist nur scheinbar.

Im Hintergrund, wie ein Schemen manchmal ... aber viel öfter als eine Art Wandtapete des Lebens, vorillustrierend das NochNicht , rahmend das soeben Geschehende, und einsortierend das Gewesene.
Präjudiz der Tagträume sowohl als auch der an die Wand gemalte Teufel.
Das (mein!) Gehirn liebt diese Bilder natürlich, denn sie stellen feste, zuverlässige Strukturen dar.
Mein biologisches „Backoffice“ besteht auf diese Zuverlässigkeit, sie gilt ihm als eine Zertifizierung, ähnlich QM. Nur was in die Bildfolge passt kann bewertet, klassifiziert und abgelegt werden.

Da dieses „Backoffice“ jedoch bestimmt was am „Frontdesk“ geschieht, wurde es Zeit das Assimilationsverhalten, wie vom höheren Management vorgesehen, durch einen Akkomodationsprozess sozusagen „up zu daten“

Der Tag der Abreise von nordamerikanischen Festland, das ich vor gut einer Woche durchquert habe, ist gekommen. Morgen startet der Flieger nach Hawaii.
Zwischenblilanz zu ziehen, in diesem Moment fällt mir schwer, denn der Gesamtprozess scheint mir noch sehr in der Schwebe.
Trotzdem drängt es mich, bevor das „Feeling“ in der Sonne Hawaiis und nach vielen Caipirinhas verdunstet, das neue, noch prozesshafte Bild, zu skizzieren.

Amerika (hier Synomym für USA) genügt sich selber.
Fertig!! … das könnte die ganze Bilanz sein.

Ein paar Erklärungen wären jedoch vielleicht dienlich.

USA ist gross. Das ist nicht Neues – doch die eigene Erfahrung ist hier ein erheblicher Teil der Erkenntnis.

USA ist so gross, es braucht den Rest der Welt nicht. Was in Berlin, Rom oder Athen geschiet, ist hier eine Nachricht, die prakmatisch auf die Auswirkung und den Nutzen für USA hin betrachtet wird – und fertig.
Klar wäre es auch für die Amerikaner kein Freudentag, wenn Paris plötzlich von der Landkarte verschwindet oder die Schweiz sich in Luft auflöst.
Ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass es als schwerwiegendes Problem eingestuft würde.
Ich denke was ich mit diesem überzogenen Beispiel sagen will ist klar!?
USA kann ohne „uns“ leben – ohne, dass hier was zusammenbricht.

Das das in Tat und Wahrheit nicht so ist – weil irgendwohin müssen sie ihr Zeug ja verkaufen – ist klar.
Aber – das ist das Lebensgefühl – welches ich hier spüre.
Wenn sich sage, ich komme aus der Schweiz und bin Deutscher dann reagieren fast alle mit „Oh Switzerland is so beautiful and Berlin is amazing!!“
Aber das Gleiche sagen sie auch über ein neues Cellphone von Apple oder eine neue Sorte Chräcker.

Als Todde dem Hotelbesitzer erzählte, er habe Canada mit dem Fahrrad durchquert, fragte ihn dieser, ob er auch mit dem Fahrrad von der Schweiz nach Canada geradelt sei.
Todde sagte ihm, man könne da nicht so richtig radeln, da sei ein Ocean dazwischen, darauf antwortet der Hotelbesitzer „Oh an ocean! Realy??!“
Ich glaube die Leute sind nicht wirklich einfach doof, es ist einfach nicht so wichtig.
Die meisten Amerikaner (Synonym für US-Bürger) sind stolz auf ihr Land, stolz auf sich selber und stolz hier zu leben. Das ist für mich nachvollziehbar, auch wenn meine Sozialisation als Deutscher kaum zulässt, dass jemand stolz ist auf sein Land.
Dieser Stolz ist oft recht ausdrücklich kein Stolz auf die Regierung. Immer wieder begegneten mit Leute, die weder mit dieser noch mit der Bush-Regierung einverstanden sind oder waren.
Das ändert jedoch nichts an der Liebe zu ihrem Land.
Ich bin sicher niemand, der politische Prozesse durchschaut oder gar beurteilen kann.
Mir drängt sich jedoch der Eindruck (ich rede gar nicht von einer Vermutung) auf, dass dieses Land auf eine ganz differenzierte Weise unregierbar ist.

Vielleicht daher die übermässig grosse Gewichtung der Geheimdienste, die grade aktuell public gewordene, unbegrenzte Machtfülle der staatstragenden Organe. Ich hab das Gefühl, sie haben Angst vor so vielen Menschen, die ihr Land lieben. Mal abgesehen von den äusseren Feinden.
Was, fragt sich der gescheite Leser, hat das nun mit dem Beginn des Artikels zu tun?
Einige Bilder sind bestätigt. Einige Bilder sind widerlegt.
Was aber viel wichtiger ist, meine Bilder von Amerika sind realistischer geworden, haben Profil gewonnen und Schemen verloren.
Last not least zu diesem Thema muss man sich natürlich fragen, was mit den Bildern der Amerikaner von ihrem Land in ihren Köpfen so eingelagert und ausgelöst wird.
Die Filme (ausserdem die News und die Werbung und so weiter) die mich erreichten, Teil meiner Weltbildschaffung wurden sind vornehmlich für die Amerikaner*1 gemacht. Sie treffen +/- ihren Wahrnehmungskontext. Das wir Europäer die Filmchen kaufen ist ein angenehmer Nebeneffekt.
So ist es mehr als sehr wahrscheinlich, ja eher sicher, dass da auch bunte Bildtapete kreiert wurde, die die Realität am Frontdesk bestimmt. Die Wirkungen sind jedoch andere, weil die Wechselwirkungen mit einer tatsächlich anderen Realität natürlich andere sind.
So enthalte ich mich ohne Zweifel jeder Äusserung darüber, was die US-Bürger mit, oder gegen, ihre Bilder im Kopf – über sich selber und ihr Land und nicht zuletzt ihre Regierung tun sollten. Nicht mein Bier!
Letzte Worte bevor ich meinen letzten Artikel vom Festland schliesse:
Ich war gern hier.
Ich habe mich meistens zuhause gefühlt.
Ich habe fast nur freundliche Menschen kennengelernt, ein paar davon mag ich richtig gern.
Ich werde wiederkommen, aber dann aus einem anderen Grund, den ich noch nicht scharf sehen kann.

Nun … auf nach Hawaii … Aloha!!




*1 sie nennen sich selber "the american people" der Begriff ist sicher diskussionsbedürftig - aber lassen wirs mal im Moment dabei.

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