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Freitag, 16. August 2013

Yellowstone ...

 ... oder was eine Attraktion ist.


Die Erde vor 500.000 Jahren (am 13. August im Yellowstone National Park)
Was zuletzt geschah:
Nachdem ich den vorherigen Artikel fertig geschrieben hatte, gabs für mich, quasi als Wiedergutmachung weil ich im Auto schlafen musste, im Restaurant ein dickes Steak.
Die Nacht auf der Ladefläche verlief unspektakulär, ich schlief wie ein Baby.
Zum Wecken um 5:30 sah ich den Sonneaufgang über dem See, über dem Nebel, überwältigend!
Dann Kafi holen, Kuchen kaufen, Frühstück. Campingplatz besetzen und nochmal an den See für ein 2. Frühstück.

Ein kleiner, ruhiger Strand, oberhalb eine heisse Quelle, eifersüchtig bewacht von zwei Murmeltieren, oder so was ähnlichem. Ich redete ein wenig mit ihnen, sie beruhigten sich, hörten auf Fieplaute zu machen und schienen sich mit meiner photographierenden Gegenwart abzufinden.

Kafi undd Kekse im morgentlichen Sonnenschein am kiesigen Strand eines Vulkansees in 2500m Höhe.
Was brauche ich mehr? Nix!!
Das sagt sich leicht "nix" - aber ich konnte es tatsächlich geniessen!


Dann kamen die Touristen, wo sie ein Auto sehen, wittern sie eine Attraktion und im Augenblick war der Strand voll und das Idyll vorbei.

Alle guckten blöd rum, aber die einzige Attraktion war nun mal ... Ich.

Ein DummChinese hat mich tatsächlich geknipst , wie ich da sitze und die Kekse esse ... er hat nun auch meinen Mittelfinger auf dem Foto, er kann ja dann in Peking rätseln, was ich ihm damit sagen wollte.

So bin ich dann nach einem ausgedehnten Vormittag am Strand , die (Wellen zählen, einschlafen in der Sonne und rumknipsen)ins Auto und zu dem grossen, dem einzigen, dem OneAndOnly, Mr. Bombastic-Fantastic, Super-Gysier "OLD FAITHFUL" gefahren.

Um die ganze Szenerie besser darstellen zu können, muss ich, wohl oder übel, die Fahrt auch schildern.

Yellowstone ist so eine Art gigantischer FreiluftZoo von ca. 200x200 Km Durchmesser, die Bisons und Bären und Elche und das ganze Kleinzeug laufen völlig frei rum.

Die Menschen sind eingesperrt in ihren Autos oder im Hotel.

Am Morgen so gegen 10:00 (Mami und Papi sind mit Frühstück fertig und woll`n was erleben) setzt ein karavanenartiger Zustrom von Touristen aus allen vier Himmelsrichtungen ein.
Zuerst vereinzelt, dann jedoch sehr bald als kontinuierliche Autoschlange schieben sie sich durch den Park.

Die idyllische, unberührt wirkende Natur und dieser sich einzwängende Riesenwurm mit vier Armen stehen in so krassen Widerspruch zueinander, das es mir fast weh macht hinzuschauen.

Die vier Autoschlangen treffen sich am grossen Gysier.

Dafür hat man sinnigerweise vier riesige Parkplätze - auch was rede ich? ... ParkAreale!! ... jeweils in der Grösse eines mittleren Bauernhofs, angelegt.

Old Faithful, hat sie seltsame Eigenschaft alle 65 Min (+/- 10) auszubrechen.
Er hatte seinen Job wohl eben erledigt, denn es waren nur wenig Leute dort.

Also kurz und gut:
Es kamen bis zum nächsten Ausbruch etwa (ich hab sie grob gezählt) 2500 - 3000 Leute.
Alles war innert 10 Minuten vorbei und die ganze Touri-Horde zog wieder ab.
Die Länge der Autoschlangen kann man sich gut vorstellen, denke ich.

Yellowstone selber ist ein Paradies! ... oder sieht jedenfalls aus wie eines.

So stelle ich mir die Erde vor, bevor der Mensch über sie herfiel.
Grasland und Seenlandschaften, Gebirge und Hochmoore, dazwischen immer wieder kochende Tümpel und die Dampffahnen der Geysiere, Flüsse die in Mäandern durch die Wiesen fliesen, auf den Wiesen Bisons und in den dichten Wäldern Elche und Rehe.

Aber eben, ein Paradies mit der üblichen Vertreibung aus ebendiesem ...
... und der täglichen Heimsuchung von Mai bis September durch die, welche eigentlich vertrieben sein sollten.
Das "Vertrieben Sein", das Nicht-Dazu-Gehören", das "Einbrechen-Müssen" ist wohl das, was weh macht, innerhalb der ganzen Schönheit.

Heute am Morgen, ging ich daher mit gemischten Gefühlen.
Aber ich muss deutlich sagen ich ging auch gern!

Die Zivilisation in Form des Örtchens "Livingstone" in Montana tat mir gut.

Ein InternetCafé, frischer Kafi und Kuchen.
Die Mails lesen und beantworten (Yellostone hat kein Net) und dann ... ich glaub es selber kaum ... ging ich zum Coiffeur.

Ein altes Männlein in der Hauptstrasse von Livingstone.
Er war grad am Mittagessen als ich reinkam und knurrte: "No good timing!" Ich knurrte zurück "can wait, no hurry!"

Darauf hin kamen wir ins Plaudern, er mampfte ich erzählte, ihm fiel zu allem etwas ein, mit vollem Mund und der Gabel als Zeigestock.

Das ging so weit, dass ich ihn erinnern musste, warum ich gekommen war.
Er wusch sich hinter einem Verschlag die Hände, ausgiebig und es roch nach Seife.
Dann machte er mir einen amerikanischen Schnitt, der gar nicht übel ist.

Noch ein äterer Herr kam rein und es kam wie es kommen musste:
wir unterhielten uns drüber, wo auf der Welt es sie hübschesten Mädels gibt.

Ich war für New York, der andere Gast für Frisco und der Coiffeur für Tschechien.

Es war nämlich eine Gruppe tschechischer Mädels, im letzten Jahr, zur Freiwilligenarbeit im Yellowstone gewesen und sie selber waren die grösste Attraktion im kleinen Ort.
Sie hatten den Jungs dort, einschliesslich des betagten Coiffeurs, wohl gewaltig die Köpfe verdreht.

Nun, es kam zu keiner Einigung, letztlich sagten wir, es gäbe ja überall schöne Frauen.
"... and the ugly too" setzte der Coiffeur diplomatisch das Schlusswort. Wir nickten.

So waren meine Haare geschnitten, die Welt wieder im Lot und das Paradies hinter den Bergen zurückgeblieben.

Livingstone Montana (30 Miles nördl. Yellowstone NP)


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