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Samstag, 27. Juli 2013

Drei Artikel

Nebenstrassen geschrieben 23. Juli `13

Irgendwie habe ich meinen Rythmus noch nicht gefunden.
Gestern bin ich wieder zu lange gefahren. So habe ich mir für heute eine kurze Strecke vorgenommen und mir als Ziel einen StatePark ausgesucht.
Jetzt bin ich jedoch bereits um 16:00h mit Zeltaufbau fertig und weiss so recht nix mehr zu tun.
Also - schreiben! .... es ist, ausser dem Fahren, das was mir Struktur abverlangt.

Heute am Morgen gabs im Hotel sogar ein Frühstück. Ich hab soviel ich konnte gegessen, damit ich nicht wieder grad in den nächsten "Subways" muss - mir ein Sandwich basteln lassen.

Nachher hab ich mich dann an die Routenplanung gesetzt.


Eine ganz einfache Rechnung soll mir helfen mich besser zu organisieren:
Bis Santa Fe  sinds ca. 2000 Meilen, ich habe ca. 10 Tage Zeit, also ... sind 200 Meilen pro Tag angemessen. Das sind ca. 350 Km ... eine ganz gute Leistung auf der Landstrasse.

Foot-Exit: dies noch einer der Kleinern.


Ich hab dem GPS ein paar Eckpunkte gesetzt und es ansonsten machen lassen.
Es führte mich durch zwei typisch amerikanische Landschaften.

Einerseits über sehr schmale, kaum 2spurige Strassen durch die riesigen Wälder - ich hab gestern schon davon erzählt.
Andererseits tauchte ein, für mich neuer, Landschaftstyp auf: die ColateralFläche der Interstate.

In USA (auch in Canada) sind die Raststätten selten direkt an derr Autobahn. Stattdessen gibt es sogenannte "FoodExits" direkt übersetzt etwa "Lebensmittelausfahrten" ... diese sind vorher angekündigt, mit ihren Attraktionen z.B. "BP-Tankstelle" "Mc Donalds" HolidayInn" "Höhlenbesichtigungen" usw. ... man fährt also von der Interstate ab und findet sich ein paar hundert Meter weiter in einer Art von Industriegebiet wieder, an einer Strasse neben der Autobahn stehen hier alle "Annehmlichkeiten" 24Std/d zur Verfügung. Essen , Schlafen, Tanken, Geld abheben ... vor allem.

Bisher habe ich, wenn ich die Interstates benutzte, diese "ausgelagerten Raststätten" ohne Gedanken benutzt und binn dann wieder auf die Autobahn.
Heute nun führte mich das GPS eine ganze Weile über den "Route 60", die sich nördlich und südlich um die Interstate 64 im Übergang West Virginia und Kentucky rankt.

Wie soll ich das beschreiben? ... zerstörtes Land ... das kam mir immer wieder in den Sinn.
Die ausgelagerten Raststätten liegen im Abstand von ca. 20-30 Meilen zueinander. Die Fläche die gebraucht wird, um die Autobahn zu versorgen, liegt an der Landstrasse und ist jeweils so 3 Meilen lang.
Das bedeutet, ich fahre auf dem Highway - also der Landstrasse, die in diesem Beereeich auch ganz deutlich "Serviceroute" genannt wird - etwa 15 - 20 Km weit, bis der Dunstkreis der nächsten "Versorgungseinheit" beginnt.

So schleppt sich wie ein hässlicher Gürtel neben der Autobahn eine gigantische Versorgungsindustrie durch das ländliche, bewaldete oder landwirtschaftlich genutzte Land.
In der Nacht muss es von oben wirklich ausschauen wie ein Kette mit neonleuchtenden Perlen daran.
Zwischen den "Perlen" vegetiert das Land so vor sich hin.
Diese ... ich möchte fast sagen "Negropole" oder Geisterstädte ohne Geist ... die Ansammlungen von ständig betriebsbereiten Tempelchen des Konsums ... in denen niemand lebt ... haben eine Sogwirkung auf das Umland ... und wenn es nur ist, dass die Dorfjugend sich hier ihren Kick abholt ... was ich hier gar nicht bewerten will ... und auch nicht kann.

Aber! ... die Sogwirkung ist da ... und ... befürchten darf ich! ... sie saugt etwas ab.
... und sie gibt vielen Menschen Arbeit ... fragt sich nur was für eine. Billy vom Berg putzt jetzt die WC ... kein Witz!! ... selber gesehen.

Nach dieser TagesReise bin ich nun auf einem GolfPlatz gelandet, der einen Campingplatz hat ... oder eben umgekehrt.
Ich koche mir nun ein Nachtessen, Kartoffeln, Schafskäse und Olivenöl ... dazu ein paar Tomaten ... und ein Bierchen.
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Cops geschrieben 24. Juli `13

Ach ja ... dann ... auf der Suche nach einer Bank, die meine Franken in Dollar wechselt, hatte ich mich trotz … oder wegen GPS … total verfahren.

In einer Seitenstrasse traf ich zwei schwarze Cops auf Fahrrädern. Ich fragte sie nach dem Weg und sie fragten mich wo ich her komme und wo ich hin will - aber ... einfach so aus Interesse - echt kein Verhör.

Ich erzählte also von meiner Reise ... und wie ich bei der Stelle ankomme, dass ich von Frisco nach Honululu fliege, stieg der eine vom Rad, drückte den Lenker seinem Kollegen in die Hand, schnallt seinen Revolvergurt ab, hängte ihn über den Lenker und sagte zu mir "come with you!" ging ums Auto und machte meine Beifahrertür auf.

Sein Kollege beginnt zu schimpfen, zuerst mit mir … das sei nun meine Schuld, wie könne ich ihm auch so etwas erzählen … und mit dem Anderen … er solle sofort wieder seinen „Belt“ umlegen, er dürfe nicht bei mir einsteigen.
Die beiden fingen echt an zu streiten. Sie brüllten sich richtig an, hart, laut und schnell, so dass ich echt nix mehr verstehen konnte, ausser ein paar saftigen Schimpfwörtern.

Ich muss wohl echt saublöd aus der Wäsche geguckt haben, plötzlich hörten sie auf zu schreien und fingen beide an zu lachen, der eine ging vor lachen gekrümmt und holte sich Kanone vom Rad  wieder, konnte sich aber kaum das Ding umschnallen weil es ihn so schüttelte, dem anderen fiel das Fahrrad seines Kollegen hin, er legte seins dazu, setzte sich daneben auf den Boden und lacht und lachte, das er nasse Augen bekam und sie dauernd mit dem Hemdsärmel trocknen musste.

Als sie sich einigermassen erholt hatten - und ich auch -kam der eine an mein Auto und sagt im Verschwörerton ganz leise "Our  best  joke, man - you like it?"

Ich kann nur "yes" stammeln und "thank you" „realy good theatre“!

Dann standen sie beide neben meinem Wagen, reichten mir wie zwei kreuzbrave Chorknaben die Hände durchs Fenster, sagte „good luck“ und „have a nice trip“.

Der eine sagte nochmals „Honolulu“ da prusteten sie beide wieder los, versuchten auf ihre Räder zu steigen, was eine Weile brauchte und fuhren in  Schlangenlinien lachend davon
Sie hatten es dem europäischen Weissbrot so richtig gegeben.

Schwarze AmiBullen - echt der Hammer - nix als Blödsinn im Kopp!


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Endless Sky geschrieben 25. Juli `13

Dies Bild ist nicht von mir. Triffts aber!
Ich erinnere mich an die paar Tage, als ein Vulkan auf Island, einer mit einem unaussprechlichen Namen, soviel Asche in den Himmel blies, dass in Teilen der nördlichen Erdkugel der Flugverkehr eingestellt wurde.

Damals sass ich auf meinem Balkon, schaute in ebendiesen Himmel und war glücklich.
Kein Gedröhne, keine Kondensstreifen, die sich dann in Wolken verwandeln und den Sonnentag vermiesen.

Aber, da war noch etwas ganz anderes, was mich glücklich machte.


Plötzlich war wieder alles so, wie es sein sollte, die Menschen mit beiden Beinen am Boden und die Vögel - unangefochten - in der Luft. Irgendwie war die Welt wieder richtigherum.

Es gab wieder etwas, dass der Mensch nicht erreichen konnte und damit gab es auch wieder so etwas wie Antrieb und Sehnsucht - im Gegensatz zu dieser langmütig - langweiligen  "wir können alles" Haltung.

Michelangelo, so hab ich im Studium gelernt, war zwar ein Perfektionist und schuf unbestritten viele zeitlose und vollende Kunstwerke.
Aber er liess noch mehr unfertig stehen - weil er in der Lage war im roh behauenen Stein das fertige Werk zu sehen. Es interessierte ihn einfach nicht mehr. Er wusste er konnte es und damit war der Fall für ihn erledigt. Nur dann wenn es schwierig wurde (... oder wenn er Geld brauchte) dann vollendete er seine Stücke ... wenn also der Antrieb (die Notwenigkeit) und die Sehnsucht geweckt waren.

Nun liegt mir nichts ferner als mich mit Michelangelo zu vergleichen.
Aber Sehnsucht nach Unerreichbarem hat jeder in sich.

So - bin ich seit Tagen, mehr oder weniger vom Internet abgeschnitten.
Die Welt ist wieder so wie sie sein soll: wenn man reist, dann ist man eben nicht daheim, dann ist das Daheim eben nicht ereichbar.

Plötzlich, ich merke es grade JETZT! beim offline Schreiben,  ich reise anders!
Mehr für mich, mehr in dieser, dem Reisen eigenen Bewegung verhaftet, die dem Statischen, dem Daheim sein, oder dem Daheim direkt verbunden sein, gegenläufig ist.

Doch - ich mag natürlich beides - das Verbunden sein und die Bewegung ... beides zu verbinden ist die Schoggi im Kuchen.

Zu guter Letzt - der Himmel!
Nun sind die Flugzeuge schon lange wieder oben - auch gut, sonst wäre ich jetzt nicht in Amerika.

Denn hier ... das Land wurde tatsächlich flacher mit jeder Meile ... der aufmerksame und regelmässige Leser erinnern sich vielleicht - ich wollte nun dem Wald und den Bergen entkommen - obwohl ich sie doch so gern hab.

Denn hier ... um St. Louis wird der Himmel plötzlich riesig ... so gross und so weit wie ich es nur aus Norddeutschland kenne und von den Bildern von Emil Nolde.

Über mir für Stunden ein richtiger "Simpson-Himmel"...

ein kleines weisses Wölkchen wie getupft neben dem anderen, dazwischen BLAU ... und das alles bis zu einem unendlich tiefen Horizont über dem - nun ganz winzige - ganz weit entfernte - weisse Wölkchen ziehen ... dazwischen BLAU.

Ich machte in Gedanken eine Anleihe bei einem Freund: "endless sky"

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