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Montag, 22. Juli 2013

Ein Bild von Amerika

Landstrasse versus Autobahn , das ist ein Gegensatz wie Arbeit und Liegestuhl.
Das Gegensatzpaar, was es mir jedoch wirklich antut dabei  ist: Îgnoranz und Interesse.

Interesse hat mit Sehnsucht zu tun und in Sehn/sucht ist das "Suchen" mit drin.
Ignoranz - das ergibt sich aus der Sache - hat mit rein garnix zu tun ... bestenfalls ... noch mit Bequemlichkeit.



Kurzum ... ich fahre lieber Landstrasse.


Heute den Highway 33 (Route 33) nach Westen - von Elkton am Fusse der Shanandoah Berge in Virgina bis Ripley in West Virgina.

Was mir bleibt davon, muss ich jetzt sofort aufschreiben, bevor es im Schlaf versinkt, obwohl ich - wie meist beim Schreiben - am Ende des Tages - hundemüde bin.
Ich hab mir ein Bier versprochen - wenn ich noch schreibe - Selbstmanagement für Spätpubertierende.

Als erstes kommt Wald ... ich fuhr fast 300 Meilen nur durch Wald.

Als zweites kommen Berge - niedriger als die Alpen aber höher als das Zeug im Entlebuch.
Meist in einer Höhenlage zwischen 300 und 1200 m ü.NN - so bin ich über heute über fünf Pässe oberhalb von 1000m gefahren und über drei knapp darunter.

Als drittes kommt Wetter - im Tal ist es jeweils so um 30°C warm, auf den Pässen um die 15°C - das ergibt einen Wetterpuzzle aus brennender Sonne, Nebel, Wolken (unter mir und über mir) Gewittern und Platzregen.

Als viertes die Vegetation . Grün, grüner am grünsten - fast jeder Baum sieht aus wie gemalt, vor allem nach dem Regen. Das Land ist zu gross um alles im Griff zu behalten auf den Strassen, Schlaglöcher und umgestürzte Bäume die in die Fahrbahn ragen sind fast normal.

Als fünftes ...leider ebenso normal - überfahrene Tiere - meist Bisamratten oder Waschbären, aber auch Rehe, Füchse und natürlich Katzen und Hunde ... sie liegen dort bis die Natur und die Sonne sie beseitigt haben.
Die Rehe sind - genau wie schon in den letzen Tagen - unglaublich zahm und frei von Fluchtreflexen. Mitten im Dorf stehen sie auf der Wiese zwischen den Häusern und äsen in aller Ruhe - aber eben - genau so unbedarft springen sie dann auch vors Auto - bisher hab ich Glück gehabt und konnte einem Waschbär (ich glaub die sind blöd!) und einem grossen Reh grad noch ausweichen.

Als sechstes Soziales. Es fällt mir immer wieder auf, wie schnell der Wechsel zwischen ganz ärmlichen, runtergekommen und fast zerfallenen - aber bewohnten! Häusern und Siedlungen einerseits und extrem peinlich gepflegten Anwesen andererseits ist.
Ganze Dörfer sehen hundearm aus, verrottende Autos dirket vor der Haustüre, die Stütze vom Vordach weggeknickt - das Vordach halbe unten.
Im Schaukelstuhl darunter ein junger Mann, der Kraft genug hat sein "Bud" zu halten und offenbar auch intelligent genug war es zu kaufen und zu öffnen ... aber keinen Antrieb hat mal die Karre zu entsorgen und eine Stüzte unters Vordach zu klemmen.
Dann ... um die nächste Kurve ... ein schneeweisser Lattenzaun wie bei "Dallas", dahinter auf  wohlgeformt und sanft geschwungenem Terrain ein Rasen, dem man ohne weiteres 200 Jahre perfektes englisches Gärtnerhandwerk ansieht.
Hinter dem Rasen durchdacht gesetzte Ziersträucher, überragt von riesigen Ahornbäumen, am Boden kein einziges Blatt. Im Hintergrund, wie eine Schlagrahmhaube, ebenfalls schneeweiss: Das  Haus mit vier klassischen Säulen vor der Tür - ne ... nix Tür!! Ein Portal mit griechischem Giebelspitz!

Weder bei den Bruchbuden  (ich bin ganz sicher hinter dem Schaukelstuhl steht `ne abgesägte Schrotflinte griffbereit) ... noch bei den Feinpinkelhütten, mag ich zum photographieren anhalten, bei denen hab ich den Eindruck, da kommen dann gleich zwei Jungs in massgeschneiderten schwarzen Anzügen und Sonnenbrille ... o.k.!!! .... genug der Paranoia!
Ich mag eben einfach nicht den einen oder anderen zu Zootier machen.

Die Route 33 ist hinreissend in ihren Widersprüchen.
Nichts passt zueinander und zusammen ergibt es ...
... ein Bild von Amerika!



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